GRÖNLAND
AN BORD DER MS FRAM

Ein Tagebuch von Johanna Stöckl

Lebensfreude pur

Tag 1: Kopenhagen KARTE

Ich bin nervös. Aufgeregt, voller Vorfreude. Und eigentlich noch gar nicht richtig da. Die letzten Tage vor meiner Abreise waren stressig. Ich wollte mich besser vorbereiten, ein wenig einlesen, informieren, für Kopenhagen vielleicht einen Stadtplan, einen Reiseführer für Grönland, überhaupt Reiselektüre besorgen und und und. Passiert ist davon wie immer nichts.

Nun sitze ich in Kopenhagen in einem Café am Kanal und trinke einen Cappuccino. Es ist warm. Die ganze Stadt ist auf den Beinen. Was mir unmittelbar ins Auge sticht: Hier fahren alle mit dem Fahrrad. Ohne Helm. Die Fahrradwege sind so breit, dass man locker nebeneinander radeln kann ohne einander zu behindern. Überholen kann man trotzdem noch. Jung, alt, dick, dünn – alle radeln. Nicht in irgendwelchen sportlichen Trikots wie ich das aus München kenne, sondern durchaus auch im Minirock, im Blaumann, im Anzug, im Schlabberlook. Viele unterhalten sich dabei. Man radelt einfach, ohne dabei an Sport zu denken.

Schöner erster Eindruck irgendwie.

Kopenhagen ist im Sonnenschein voller Lebenslust. Lachende Gesichter wohin man schaut. Ausgelassenheit dominiert das Bild der Stadt. Und: Kopenhagen hat ein moderates Tempo. Kein Gehetze, kein Gedränge. Und trotzdem quirlig.

Freunde meinten kurz vor meiner Abreise: "Du fährst immer in den Norden. Wieso eigentlich?" Diese Frage stelle ich mir auch gerade.

So ganz genau kann ich sie gar nicht beantworten. Es ist das Licht, die Landschaft, die Lebensweise, das mit der Natur Sein, was mir hier so gefällt. Außerdem mag ich, wenn sich das Leben draußen abspielt. Während man sich im Süden der Temperaturen wegen oftmals am Nachmittag regelrecht zu Hause verkriechen muss, atmen im Norden die Menschen in der Sonne und im Licht auf. Ich inhaliere diese Lebensfreude, diese Energie.

Gerade einmal fünf Stunden verbringe ich in Kopenhagen. Viel zu wenig wie ich spüre. Die Stadt hätte wesentlich mehr meiner Zeit verdient. Obwohl ich planlos zu Fuß unterwegs bin und mich treiben lasse, einfach nur die Stadt genieße und Menschen beobachte, passiere ich - wie ich später im Hotel in einem Prospekt lese - erstaunlich viele Highlights.

Außerdem gönne ich mir eine Kanaltour und genieße Kopenhagen vom Wasser aus. Die vielen Boote und Kajaks, die auf dem Kanal unterwegs sind, strotzen nur so vor Spaß und Geselligkeit. In einem Boot sitzen sage und schreibe 18 blonde Frauen. Sie singen dänische Lieder und prosten mit Dosenbier den Touristen auf Ausflugsbooten zu.

Kopenhagen, du gefällst mir! Beim nächsten Mal bist du mehr als ein kurzweiliger Zwischenstop.

Zurück im Hotel schaue ich mir noch das WM Spiel Italien gegen England an. Eine Dummheit eigentlich, denn um 4.30 Uhr wird der Wecker klingeln. Um 2 Uhr liege ich im Bett. Morgen, morgen geht es tatsächlich nach Grönland.

Eigentlich kann ich es immer noch nicht fassen!