GRÖNLAND
AN BORD DER MS FRAM

Ein Tagebuch von Johanna Stöckl

Abheben statt Anlegen!

Tag 12: Itilleq KARTE

Das schlechte Wetter passt gut zum Abschied und zu unserer Stimmung. Heute ist unser letzter Tag an Bord. Morgen werden wir in den frühen Morgenstunden Kangerlussuaq erreichen. Dort geht es zum Flughafen. Und über Kopenhagen dann endgültig nach Hause.

Abschiedsschmerz ist immer grausam. Aber heute kommt es "schlimmer".

Windstärke 7.
Der Seegang ist gewaltig.

Beim Frühstück bleibt das Restaurant fast leer. Ein Großteil der Passagiere liegt im Bett. Wie ich mich fühle? So lala. Allerdings freue ich mich über das Wetter und den Seegang. Man muss doch wenigstens einmal spüren, dass man mit einem Schiff unterwegs ist. Außerdem hatte ich ehrlich gesagt keine große Lust mehr, ein weiteres Dorf zu besuchen.

Eigentlich wollten wir heute in Itilleq anlanden. Dort hätte eine Auswahl der MS Fram gegen eine Elf aus Itilleq Fußball spielen wollen. Sicher, das wäre amüsant gewesen, aber …
Das Ding ist durch, irgendwie.

Auf alle Fälle ist ein Anlanden in kleinen Tenderbooten nicht möglich. Zu gefährlich. Der Seegang ist zu stark.

Also verbringen wir den lieben langen Tag an Bord.

Im Sitzen wird mir schlecht.
Im Liegen richtig übel.

Lesen klappt nicht im Ansatz.
An Schreiben ist nicht zu denken.

Frischluft wirkt bei mir ja immer Wunder. Am wohlsten fühle ich mich an Deck. Warm eingepackt verbringe ich mehrere Stunden draußen. Mein Rhythmus: 30 Minuten outdoor, 10 Minuten drinnen, Kaffee und Wasser trinken - dann wieder raus.

In der Skydiving Anlage in Bottrop zahlt man für ein paar Minuten Fliegen im Windkanal an die 100 Euro. Auf der MS Fram heben wir heute gratis ab. Klaus und Thomas flippen bei Windstärke 7 völlig aus. Die beiden sind rund um die Uhr draußen und suchen den perfekten Platz, um mit dem Wind zu spielen. Auf Deck 6 und 7 kann man sich kaum halten. Auf Deck 5 allerdings gibt es eine Stelle kurz vor dem Bug, da ist alles perfekt: Wir lassen uns stehend abwechselnd nach vorne bzw. nach hinten kippen, ohne umzufallen. Der Wind trägt uns! Richtig lustig und ein Bild für Götter: Leichtgewicht Klaus hüpft im Wind und hebt dabei richtig ab.

Außerdem bekomme auch ich zum Abschluss endlich einen Wal zu Gesicht. Wieder ist es Thomas, der ihn entdeckt. Ich habe offensichtlich keinen Blick dafür. So wie ich auch keinen Moschusochsen und keinen Polarfuchs gesehen habe, andere Passagiere aber schon.

Abends packen wir, treffen uns ein letztes Mal in der Bar, tauschen Adressen und erste Bilder aus.

Es ist zum Heulen!
Sie ist vorbei.

Die Reise meines Lebens …

PS.: Die Bilder vom heutigen Tag sind nicht von mir. Thomas Hartmann hat sie mir zur Verfügung gestellt. Meine kleine Digicam war dem Sturm nicht gewachsen, meine Bilder waren Murks. Danke, Thomas!

Dies und das zur Seekrankheit

➡ Tipps 1 gegen Seekrankheit: Gehen Sie an Deck und fixieren Sie den Horizont. So stimmt der visuelle Eindruck des schwankenden Horizonts mit der „gefühlten“ Bewegung überein.

➡ Tipps 2 gegen Seekrankheit: Halten Sie sich viel an der frischen Luft auf, möglichst in der Schiffsmitte (im vorderen Bereich des Schiffes schwankt es - logo - besonders!)

➡ Nicht nur für Fans des FC Bayern München. "Superpep" - Reisekaugummi gegen Übelkeit. Mir jedenfalls hat Superpep sehr geholfen. Der Wirkstoff Dimenhydrinat dämpft die Stimulation des Brechzentrums durch die Hemmung der Histaminrezeptoren im Gehirn.